Raumgleiter statt Staubereiter? Szenarien des individuellen öffentlichen Verkehrs von morgen

vbz_01Anlässlich des VBZ-Unternehmensevents am 13. Dezember 2016 im Zürcher Hotel Spirgarten wurde den gut 300 Kaderangehörigen die neue Unternehmensstrategie 2017-2021 der VBZ vorgestellt. Um den Kaderangehörigen auch das Umfeld und die Trends in der Mobilität von morgen und übermorgen aufzeigen, präsentierte Thomas Sauter-Servaes unter dem  Motto „Raumgleiter statt Staubereiter? Szenarien des individuellen öffentlichen Verkehrs von morgen“ seine Perspektive auf Rolle und Ausgestaltung des öffentlichen Verkehrs in den kommenden Jahren. Wichtiger Bestandteil seiner Ausführungen waren die zu erwartenden Verschmelzungen und Synergien zwischen öffentlichem und individuellem Verkehr. Diese machen eine klare Trennung dieser Verkehre, wie sie heute noch etabliert ist, zukünftig hinfällig. Hieraus erwachsen grosse Chance für die effizientere Abwicklung des Verkehrsaufkommens – aber auch grosse Risiken für die heutigen Akteure und die Bildung von Reboundeffekten. Der provokante Vortrag bot entsprechend ausreichend Gesprächsstoff für den anschliessenden Apéro.

PT Reloaded: Innovative Ideen für den Öffentlichen Verkehr von Bahrain

bahrain_mobilecularDie Rahmenbedingungen für den öffentlichen Verkehr in Bahrain sind schwierig. Benzin kostet in etwa den gleichen Preis wie abgefülltes Trinkwasser. Im Sommer machen Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit jede Bewegung ausserhalb klimatisierter Räume zu einer schweisstreibenden Angelegenheit. Gleichzeitig liegt die Autoverfügbarkeit auf extrem  hohem Niveau: durchschnittlich kann jeder Haushalt auf rund 2,5 Fahrzeuge zurückgreifen.

Allerdings hat auch im Inselstaat Bahrain das Umdenken begonnen. Das Leitbild privat-massenmotorisierter Mobilität wird zunehmend hinterfragt, seit das Verkehrsaufkommen  in den Hauptverkehrszeiten zu langen zeitraubenden Staus führt.

Die Kingdom University Bahrain hat unter der Führung von Asst. Prof. Dr. Hesham El Marsafawy nun eine Initiative angestossen, die sich die Entwicklung innovativer Konzepte für den öffentlichen Verkehr zum Ziel gesetzt hat. Dafür sollen Best-Practice-Erfahrungen aus der ganzen Welt genutzt werden. Um diese internationale Perspektive einzubinden, wurden das Institut für Transportation Design der HBK Braunschweig in Deutschland sowie der Studiengangleiter Verkehrssysteme der ZHAW School of Engineering eingeladen, das Vorhaben beratend zu unterstützen.

Erstes Ergebnis der geplanten Zusammenarbeit war ein fünftägiger Workshop in Bahrain. Ein interdisziplinäres Team bestehend aus Architekten, Ingenieuren, Designern, Stadtplanern und anderen Fachdisziplinen erkundete zunächst gemeinsam den aktuellen Status Quo des örtlichen Linienbussystems, bevor es auf der Grundlage verschiedener Fachinputs erste Lösungsansätze erarbeitete. In den kommenden Wochen werden die Konzeptideen vertieft. Anschliessend soll ein Projektantrag eingereicht werden.

Die Schweizer Zeitung „20 Minuten“ hat über das Projekt in einem Artikel berichtet.

„Fly & Ride“ erhält Dr.-Friedrich-Lehner-Preis

Wie wäre es, wenn ein Reisender in einer fremden Stadt einfliegt und sich nicht mit komplizierten Fahrkartenautomaten herum ärgern müsste? Es wäre das Paradies! Dr.-Ing. Thomas Sauter-Servaes hat ein Flug-Nahverkehrs-Kombiticket erdacht, über dessen Einführung im Rahmen eines Pilotprojektes bereits verhandelt wird. Die Forschungsarbeit wurde mit Mitteln des Bundesverkehrsministeriums gefördert.

Idee durch kombinierte Flug- und Nachtzugtickets

Für seine Doktorarbeit zu kombinierten Flug- und Nachtzugtickets befragte Dr.-Ing. Thomas Sauter-Servaes 650 Geschäftsreisende in Zürich. Eine der Fragen war: „Können Sie sich vorstellen, für einen inkludierten Nahverkehrsfahrschein einen Aufpreis auf ihr Flugticket zu zahlen?“. Die positive Resonanz inspirierte Sauter-Servaes zum aktuellen Forschungsprojekt.

„Die Vorteile für alle Beteiligten liegen auf der Hand“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Land- und Seeverkehr der Technischen Universität Berlin. Airlines könnten ihre Kunden mit einem nur im Internet buchbaren Angebot auf ihre Seiten lotsen und die komplette Reisekette aus einer Hand anbieten. Unternehmen könnten die Reisekosten ihrer Mitarbeiter weniger aufwändig abrechnen und sie zum umweltfreundlicheren wie kostengünstigeren Busfahren animieren. Für den öffentlichen Personennahverkehr würden sich völlig neue Kunden entscheiden und die Busfahrer, die den Flughafen ansteuern, würden von zeitaufwändigen Beratungen fremdsprachiger Kunden entlastet. Der Reisende selbst erspart sich die Suche nach einem Automaten und jede Menge Stress – auch bei der Bedienung der Maschine. Die Daten wurden als Online-Befragung von Kunden der Praxispartner Deutsche Lufthansa (Befragungseinladung über den Kundennewsletter) und TUIfly (Kopplung der Befragungseinladung an die Buchungsbestätigung) erhoben. Über 90 Prozent der Befragten bewerteten den „Fly & Ride“-Service als positiv.

Förderung durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung

Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung mit rund 86.000 Euro finanziert. Der Dr.-Friedrich-Lehner-Preis ist nach dem langjährigen Vorstandsmitglied der der ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe und ehemaligen Präsidenten des Verbandes öffentlicher Verkehrsbetriebe (VöV) benannt. Er wird seit 1982 jährlich an junge Verkehrswissenschaftler und Verkehrswissenschaftlerinnen sowie –techniker und –technikerinnen (bis zum Alter von 35 Jahren) für „hervorragende Leistungen“ vergeben. Heute, am 3. Juni, wird er in Nürnberg an Thomas Sauter-Servaes von der TU Berlin verliehen.

Originalnachricht der Pressestelle der TU Berlin