SWISSonian – Eine Nuitopie

swissonian„Im Jahr 2020 leitete die SWISS die grosse Wende ein. In den 2010er Jahren hatten sich bereits die Autobauer von ihrer fahrzeugfixierten Herstellerrolle verabschiedet, um fortan als verkehrsmitteloffene Mobilitätsdienstleister zu agieren. Nun sprengte die erste Fluggesellschaft das Korsett ihres traditionellen Geschäftsmodells. Auf der Pressekonferenz proklamierte die SWISS die Abkehr vom reinen Flugbetrieb hin zum Reiseerlebnis-Anbieter. Im Zentrum stand dabei der Markteintritt der SWISS auf der Schiene mit dem eigenen Nachtzugprodukt SWISSonian…“

Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Zum Beispiel davon, dass der frische Wind für den Nachtzug plötzlich aus einer ganz unerwarteten Ecke weht. Dies ist die Utopie einer klassischen Saulus-Paulus-Transformation, die dem Schlafwagen neues Leben einhauchen könnte. Den kompletten Essay finden Sie auf den Webseiten der Denkfabrik Mobilität oder im TRAFO, dem Onlinemagazin von FuturZwei.

„Man muss schlafen können!“

fairkehr_01In der aktuellen Ausgabe des VCD-Magazins fairkehr äussert sich Thomas Sauter-Servaes über die Herausforderungen des zukünftigen Nachtzugsverkehr. Er macht deutlich, dass die qualitativen Grundanforderungen wie ein angemessener Schlafkomfort gegeben sein müssen, wenn der Nachtzug gegenüber dem Luftverkehr eine Wettbewerbschance haben soll. Gleichzeitig müssen die steuerlichen Wettbewerbsbedingungen so verändert werden, dass die ökologischste Reisealternative nicht die am stärksten belastete ist.

Das vollständige Interview findet sich auf den Webseiten der fairkehr.

mobilecular berät Verkehrsausschuss des Dt. Bundestages

nz-anhoerung_01Im europäischen Nachtzugverkehr ist seit einiger Zeit eine existenzgefährdende Abwärtsspirale zu beobachten. Nachdem sich die SBB schon im Jahr 2000 aus dem ursprünglich von SBB, ÖBB und DB gegründeten Kooperationsprojekt City Night Line (CNL) und dem Nachtzugverkehr insgesamt verabschiedet hat, fährt die ursprünglich für ihre „swissness“ gerühmte Nachtzugmarke CNL heute unter alleiniger Federführung der DB AG einem schleichenden Tod auf Raten entgegen. Bereits in der Vergangenheit wurde das Streckennetz stufenweise deutlich reduziert, zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 entfielen nun die Relationen Basel/Amsterdam/Prag – Kopenhagen sowie Hamburg/Berlin/München – Paris.

Vor diesem Hintergrund wurde in der Öffentlichen Anhörung des Verkehrsausschusses des Deutschen Bundestages am 14.01. in Berlin über die Zukunft des Nachtzugs und der möglichen Einflussnahme der Politik beraten. Thomas Sauter-Servaes unterstützte den Prozess als geladener Sachverständiger. Die vollständige Stellungnahme sowie alle Einschätzungen der Experten finden sich ebenso im Internet wie die Pressemitteilung des Bundestags und die Berichterstattung in der Presse (z.B. TAZ).

Studie zum Nachtzugverkehr der Zukunft veröffentlicht

nz-studieGemeinsam mit der DB International hat mobilecular im Auftrag des Internationalen Eisenbahnverbands (UIC) die Zukunft des Nachtzugverkehrs in verschiedenen Regionen der Welt untersucht. Ziel war die Klärung der Fragestellung, inwiefern die Nutzung von Hochgeschwindigkeitsstrecken und -fahrzeugen neue Chancen für den Nachtzugverkehr bieten. Als Benchmark für die Kostenseite wurden dabei ausgewählte Low Cost Airlines herangezogen.

In der Summe kommt die Untersuchung zu dem Schluss, dass entsprechende Nachtzugangebot eine umweltfreundliche Alternative zum Mittelstreckenluftverkehr bieten könnten. Auf zahlreichen Destinationen im Entfernungssegment über 2.000 km sind Bahnverbindungen mit Reisezeiten unter 12 Stunden realistisch umsetzbar. Allerdings scheitert aktuell die intermodale Wettbewerbsfähigkeit an den ungleichen Wettbewerbsbedingungen zwischen Flugzeug und Zug im internationalen Verkehr sowie den zum Teil exorbitant hohen Infrastrukturnutzungsgebühren im Schienenverkehr.

Die vollständige Studie finden Sie hier.

„Sowohl als auch“ statt „entweder oder“

Verkehrsträgerübergreifende Kooperationen bilden ein interessantes Marketingfeld für den Schienenverkehr im Marktsegment des Personenfernverkehrs. Meine Dissertation schildert eingangs die gemeinsam von Luft- und Schienenverkehr realisierten intermodalen Verkehrsdienstleistungen. Als innovative Ergänzung werden multimodale Kombimodelle vorgestellt, deren Implementierung und Betrieb bedeutend einfacher und kostengünstiger umzusetzen sind.

Pionier im Feld dieser sogenannten „soft alliances“ ist das detailliert betrachtete Fallbeispiel Night&Flight, bei dem eine Nachtzugfahrt und ein One-way-Flug zu einem flexiblen Mobilitätsangebot verknüpft wurden. Dieses wurde von den Anbietern speziell als Verkehrsdienstleistung für die Zielgruppe Geschäftsreisende beworben. Für Night&Flight konnten auf der Theorieebene gegenüber den monomodalen Reiseoptionen Kundenvorteile in den Bereichen der zeitlichen Flexibilität, der Zuverlässigkeit, des Reisepreises sowie klassischer weicher Verkehrsmittelwahlfaktoren (Kontrasterlebnis, Reisezeitnutzbarkeit, Lebensstilkompatibilität) identifiziert werden. Die Analyse des Geschäftsreisemarktes zeigt auf, dass sich die Verkehrsmittelwahl in den Bereichen Akteure (Entscheidung, Informationsbeschaffung), Kostensensibilität und Finanzierung deutlich von der Privatreise unterscheidet. Gleichzeitig resultieren aus dem wachsenden Kostendruck bei Geschäftsreisebuchungen zwei gegenläufige Trends. Beide durchbrechen die bisherigen Reisebuchungsroutinen und steigern prinzipiell die Markttransparenz, womit die Chance für innovative Angebote wie Night&Flight grundsätzlich steigt.

Mit dem modifizierten innovationstheoretischen Forschungsansatz von ROGERS wurde überprüft, inwieweit das Angebot von der Zielgruppe überhaupt wahrgenommen wird und die theoretischen Nutzenvorteile tatsächlich realisiert werden können. Zwei Teilerhebungen mit Kunden und Non-Usern ergaben, dass der Nachtzugverkehr mit Night&Flight keine Neukunden akquirieren kann, allerdings nachtzugerfahrene Reisende hierdurch verstärkt den Nachtzug statt das Flugzeug nutzen.

Langfristig ist der nächste Schritt auf der Entwicklungs- und Professionalisierungs-Treppe „nutzerorganisiert – betreiberorganisiert – providerorganisiert“ notwendig, um multimodale Reisen aus dem vollständigen Marktangebot zu erstellen und im Geschäftsreiseverkehr berücksichtigt zu werden. Letztlich muss eine Softwarelösung angestrebt werden, die aufbauend auf den luftverkehrsseitig bestehenden intramodalen Vergleichswerkzeugen um die Bahnwelt erweitert wird. Dabei garantiert nur die Aufweitung der Perspektive vom Nachtzugverkehr auf das komplette Schienenpersonenverkehrsangebot das Erreichen der kritischen Masse, die eine Refinanzierung der Investitionen in die Buchungstechnologie ermöglicht. Beim Aufbau dieses „Systemhauses Fernverkehr“ ist unbedingt auf den fairen Vergleich der verkehrsträgerspezifischen Bausteine zu achten (Reisezeit, -preis). Download